Landsberg am Lech, Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Landsberg am Lech, Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt

Von Mai 2008 bis September 2009 dürften wir die Konservierung der insgesamt rund 620 farbigen Glasmalereifelder der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg am Lech durchführen.

Für die Maßnahmen an den ca. 400 mittelalterlichen Glasmalereifelder wurde von uns eigens eine Werkstätte vor Ort eingerichtet in der unser Team aus Dipl.-Restauratorin und erfahrenen Handwerkern die Arbeiten durchführen konnte.

Daneben wurden ca. 580 blankverglasten Bleifelder und die Glasmalereien des 19. Jahrhunderts ausgebaut und in unserer Werkstätte in Würzburg bearbeitet und anschließend, die Glasmalereien des 19. Jahrhunderts mit Schutzverglasung, wieder montiert.

Ein ganz besonderes Beispiel bayerischer spätmittelalterlicher Glasmalereikunst des 15. Jahrhunderts

Ein ganz besonderes Beispiel bayerischer spätmittelalterlicher Glasmalereikunst des 15. Jahrhunderts

In dieser Qualität und der Monumentalität stellen die mittelalterlichen Chorfenster der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Landsberg am Lech ein ganz besonderes Beispiel bayerischer spätmittelalterlicher Glasmalereikunst des 15. Jahrhundert und ein herausragendes Fensterensemble dar.

Einmalig ist der Umfang der zum großen Teil original erhaltenen Scheiben von insgesamt ca. 400 Feldern, welche großformatige Szenen aus dem Leben Christi zeigen.

Aber auch die phantastisch gemalten Kapellenfenster der Seitenschiffe mit insgesamt ca. 220 Feldern, die zwischen den Jahren 1885 und 1905 von der Mayerschen Hofkunstanstalt München geschaffen wurden, sind heute von denkmalpflegerischer Bedeutung.

Im Laufe ihrer langen Geschichte in der die Glasmalereien in den Fensteröffnungen der Mariä Himmelfahrtskirche eingebaut waren, haben sie viele Veränderungen erlebt, ertragen und sind durch verschiedene bauliche Maßnahmen immer wieder verändert worden.

Eine der wichtigsten Überarbeitungsphasen erlebten die mittelalterlichen Chorfenster durch Franz Xaver Zettler, der 1898 den Bestand unter für die damaligen Verhältnisse erstaunlich behutsamen denkmalpflegerischen Erhaltungsgesichtspunkten restaurierte. Viele Fehlstellen wurden von ihm in kopistischen Rekonstruktionen vervollständigt und teilweise sogar mit Schadbildimitationen versehen, auch gesprungene mittelalterliche Glasstücke versuchte er weitestgehend zu erhalten indem er in Ermangelung von geeigneten Klebermaterialien diese Glasstücken mittels Sprungbleien verband.

Die Glasmalereifelder wurden beim Einbau um 1898 neu sortiert und geordnet. Während des 2. Weltkrieges wurden die Fenster glücklicherweise ausgebaut und eingelagert.

Während der letzten Kirchenrauminstandsetzung in den 1970er Jahren wurden die mittelalterlichen Glasmalereien schon einmal einer intensiven Restaurierung unterzogen, damals wurden viele Sprünge mit einem Glaskleber geklebt. Während dieser Restaurierungsmaßnahme wurde den Glasmalereien auch eine Schutzverglasung, welche vor schädigenden Umwelteinflüssen schützen sollte, eingebaut.

Bis heute haben sich die mittelalterlichen Glasmalereien gut erhalten, wozu auch die Schutzverglasung beigetragen hat. Dennoch haben Kerzenruß und Heizung  dazu geführt, dass sich massive Verschmutzungen auf den alten Scheiben abgelagert haben.

Auch sind durch gealterte Materialien und durch negative Einflüsse wie UV-Licht viele Klebestellen wieder aufgegangen, wodurch zahlreiche Glasstückchen herab zu fallen drohten.

Hauptziel für die Konservierung, die 2009 von uns ausgeführt wurde, war die Reinigung der stark verschmutzten Glasmalereioberflächen und die Neu-Klebung und Sicherung der offenen Glassprünge, auch zahlreiche Bleibrüche im filigranen Bleinetz wurden neu gelötet.

   

nII Vorzustand
nII Vorzustand
nII Nachzustand
nII Nachzustand
nIII Vorzustand
nIII Vorzustand
nIII Nachzustand
nIII Nachzustand
nIV Vorzustand
nIV Vorzustand
nIV Nachzustand
nIV Nachzustand
NV Vorzustand
NV Vorzustand
NV Nachzustand
NV Nachzustand
sII und sIII Vorzustand (sIII war zu diesem Zeitpunkt bereits seit langem ausgebaut und eingelagert)
sII und sIII Vorzustand (sIII war zu diesem Zeitpunkt bereits seit langem ausgebaut und eingelagert)
sII Nachzustand
sII Nachzustand
sII Nachzustand (Detail)
sII Nachzustand (Detail)
sIII Nachzustand
sIII Nachzustand

Auch die Seitenkapellenfenster wurden restauratorisch überarbeitet

Hier wurden auch zahlreiche Fehlstellen die in der Vergangenheit durch Steinwürfe oder Hagelschlag entstanden waren mit glasmalerischen Ergänzungen wieder einheitlich geschlossen.

Zusätzlich wurden die Glasmalereien von Zettler auch mit einer zeitgemäßen Außenschutzverglasung versehen, welche bis dato nur den mittelalterlichen Glasmalereien vorbehalten war.

Als Glas wurde ein Verbdunglas mit 3 Lagen klarer PVB-Folie 0,38 mm, einer äußeren Scheibe aus Restover ca. 3 mm (maschinengezogenes Goetheglas) und einer inneren Scheibe aus ca. 4 mm Floatglas eingesetzt.

  

nV im Vorzustand
nV im Vorzustand
nVII im Vorzustand
nVII im Vorzustand
nVII im Nachzustand
nVII im Nachzustand
nVIII im Vorzustand
nVIII im Vorzustand
nVIII im Nachzustand
nVIII im Nachzustand
nIX im Vorzustand
nIX im Vorzustand
nIX im Nachzustand
nIX im Nachzustand
sV im Vorzustand
sV im Vorzustand
sV im Nachzustand
sV im Nachzustand
sVI im Vorzustand
sVI im Vorzustand
sVI im Nachzustand
sVI im Nachzustand
sVIII im Vorzustand
sVIII im Vorzustand
sVIII im Nachzustand
sVIII im Nachzustand
sX im Vorzustand
sX im Vorzustand
sX im Nachzustand
sX im Nachzustand
W4 Vorzustand
W4 Vorzustand
W4 Nachzustand
W4 Nachzustand
W1 Vorzustand
W1 Vorzustand
W1 Nachzustand
W1 Nachzustand
W3 Vorzustand
W3 Vorzustand
W3 Nachzustand
W3 Nachzustand

Die Blankverglasungen wurden ausgebaut

Um die Arbeiten an den Laibungen voll umfänglich ausführen zu können entschloss man sich auch die ca. 580 Felder der blankverglasten Fenster des Obergadens und in den Seitenkapellen auszubauen.

Dadurch konnten diese Bleiverglasungen nachhaltiger in der Werkstatt überarbeitet werden, als dies in situ möglich gewesen wäre.

Auch die Korrosionsschutzarbeiten an den Eisen konnten so allflächig ausgeführt werden und die Steinschäden konnten umfassend und nachhaltig saniert werden.
 
  

Ein Beispiel der Steinschäden im Vorzustand
Ein Beispiel der Steinschäden im Vorzustand
Der Zustand der Eisen vor Beginn der Arbeiten machte deutlich, dass eine umfassende Überarbeitung sinnvoll erscheint
Der Zustand der Eisen vor Beginn der Arbeiten machte deutlich, dass eine umfassende Überarbeitung sinnvoll erscheint
NVI als Beispiel für ein blankverglastes Obergadenfenster
NVI als Beispiel für ein blankverglastes Obergadenfenster
Das Fenster nVI in der Sakristei
Das Fenster nVI in der Sakristei
sIX eines der nicht gestalteten Fenster der Seitenkapellen
sIX eines der nicht gestalteten Fenster der Seitenkapellen

Die konservatorische Überarbeitung der künstlerischen Verglasungen in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt wurde im Rahmen der Gesamtsanierung des Kirchenhauses unter der Leitung des Architekturbüro Maas aus München und der Betreuung des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege durchgeführt.

Die besondere Situation die alten Scheiben von ganz nah zu sehen, nutzen auch die Kunsthistoriker um noch nicht entschlüsselten Fragestellungen zu untersuchen.

Maßgeblich an der Realisierung des Bauvorhabens war die Kirchenstiftung  Mariä Himmelfahrt sowie die Diözese Augsburg beteiligt.

Wir bedanken uns für die wunderbare Zusammenarbeit und das Vertrauen diesen Schatz von mittelalterlichen und Glasfenstern des 19. Jahrhunderts restaurieren zu dürfen.

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